Uwe Hentschel
29.05.2018

Nicht nur eine neue Adresse

DFAU zieht um

Manche Geschichten von früher hören sich an wie aus dem Krieg. Als man Brot aus Kartoffeln oder gar mit Sägespänen gebacken hatte. Kriegsbrot eben. Oder als man noch Post verschickte und keine Mails. Doch, ja! Gelbe Post! Damals war das Internet noch so klein, dass es durch ein fiependes, röchelndes Kästchen passte, Modem genannt.

Etwa in dieser Zeit, naja, zumindest gefühlt, war ich zum ersten mal im ersten Büro. DFAU war noch Daniel Fau und das Büro befand sich über der Wohnung unter dem Dach. Schräg. Eine Art Kommandozentrale eines Ein-Mann-Unternehmens, ergänzt um ein, zwei Plätze, an denen gearbeitet werden konnte und die nicht unbedingt wie Arbeitsplätze aus dem Katalog aussahen.

Die gab es später in der Friedrichstraße, im Großraumbüro. Boah! Gediegen. Schwarzer Fußboden, schwarze Tische, überall Apple-Bildschirme und man fragte sich, wer denn hier alles irgendwann mal arbeiten solle. Aus dem zweiten Stock der Blick auf die Fürther Freiheit, wo Kirchweih und Weihnachtsmarkt direkt vor der Tür lagen. Und um die Ecke der Beck, dessen Auslage von Backwaren im Laufe der Jahre für das ein oder andere Kilo Zuwachs verantwortlich waren, wenn ich nach ein paar Tagen wieder heim fuhr. Nicht auszumalen, welche Bundgröße ich heute hätte, wenn ich in Fürth wohnen würde oder gar Franke wäre, was beides nicht der Fall ist, denn ich lebe zwar diesseits der Mainlinie, aber jenseits des Weißwurstäquators, nämlich nahe Frankfurt. Anders als viele glauben, ist das jedoch gar nicht so schlimm.

In den sich häufenden Visiten im noblen Haus in der Friedrichstraße ließen sich über die Jahre hinweg die Veränderungen wie in einem Zeitraffer ablesen. Hier war wieder ein Platz besetzt, dort wurde man von einem neuen Gesicht begrüßt, es kam Azubi #5 sowie der unvermeidliche Agenturhund. Und auf einmal saß ich immer häufiger am Konferenztisch, nachdem ich angekommen war. Weil nämlich an den Tischen kein Platz mehr frei war. Vorbei die abenteuerlichen Zeiten des DOK-Magazins, während denen ich mit Isomatte und Schlafsack im Chefzimmer genächtigt hatte. Wobei übernächtigt sicher das bessere Wort für unsere Produktionssessions gewesen wäre. Guten Kaffee gab es meiner Erinnerung nach übrigens damals schon beim Fau.

Die Kaffeemaschine ist dann im Laufe der Jahre ein in ihrer Bedeutung zunehmend wichtiges Objekt im Büro geworden. Wie ja überhaupt, noch bevor man ein Unternehmen mit einem Intranet ausstattet, erst einmal eine Kaffeemaschine angeschafft werden sollte. Eine, die robust genug ist und die exzellenten Kaffee macht. Unsere kann beides. Zu meinem Leidwesen bin ich allerdings beim Kaffeemachen häufig von höchster Stelle beobachtet und, ich kann es nicht anders sagen, ständig korrigiert worden. Ich sage nur ein Wort: Nerds. Aber der Kaffee, mei, halt einfach geil.

Jetzt ist Umzug. Ja, da gibt es dann keinen Beck um die Ecke. Oder die Fußgängerzone zum Einkaufen. Da muss man jetzt einen anderen Weg zur Arbeit fahren. Wird „a weng” dauern, bis sich das alles eingeschliffen hat. Bis neue Muster entstehen, wo man sich wann mit was versorgt. Bis ein paar Neuronen neu verdrahtet worden sind. Macht nichts. Denn das neue Büro ist, mei, halt einfach geil. Hell, Platz ohne Ende, Schulungsräume und wahrscheinlich hätte ich da sogar wieder irgendwo Platz für Isomatte und Schlafsack. Muss aber nicht, wir werden alle älter. Ich sage nur ein Wort: Rücken. Und jetzt die beste aller Nachrichten: Die Kaffeemaschine zieht mit um. Strike.


uh/DFAU

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